Der Blog als utopischer Ort
redr / July 2025 (308 Words, 2 Minutes)
Schon als Kind hatte ich eine Affinität für Technik und als ich Computer und das Internet entdeckte, wollte ich auch unbedingt eine eigene Webseite betreiben.
Dieser Wunsch blieb mir über die Jahre erhalten und so zogen meine Blogeinträge immer von einer bis zur nächsten Seite mit um. Dabei schreibe ich meistens für mich und über Themen bzw. Projekte die sehr spezifisch sind. Oft sind und waren die Blogeinträge auch eher nebensächlich, da es mir eher darum ging an meiner Seite “herumzubasteln”.
Was Social Media nicht leisten kann
Facebook, Instagram, Twitter (ich weigere mich es 𝕏 zu nennen) und so weiter sind für viele, mich eingeschlossen, zu einer Last oder sogar einem Zwang geworden. Selbstverständlich kann man die Plattformen nutzen wie man möchte, aber schlussendlich ist man doch von ihnen abhängig; sei es die Gestaltung des eigenen Profils/Seite oder die Sichtbarkeit. Denn wer nicht regelmäßig viel postet, wird nicht angezeigt. Nicht so hier. Teilweise liegen Jahre zwischen den einzelnen Beiträgen und statt einem generischen Profil, habe ich das Aussehen und die Struktur der Seite selbst festlegen können. Die Illusion von Nähe steht im Vordergrund, statt echter Selbstmitteilung und Kreativität.
Die Oberflächlichkeit gipfelt in seiner kapitalistischen Verwertungslogik im aktuellen KI-Trend. Wie man (hoffentlich oder leider) merkt, sind die Beiträge hier, dieser eingeschlossen, komplett selbst verfasst.1
Der Blog als utopischer Ort
Manchmal träume ich von einer Welt in der jede*r einen eigenen kleinen Blog hat. Gefüllt mit Gedanken, Fotos, Erinnerungen, Kurzgeschichten und Anekdoten. Aber diese Vorstellung wird immer eine Utopie bleiben. Neben dem nötigen Knowhow und der Muße so eine Webseite einzurichten, bleibt das größte Problem folgendes:
Niemand ließt deinen Blog. Man schreibt ihn höchstens für sich selbst.
Natürlich gibt es nennenswerte Ausnahmen wie Wait But Why von Tim Urban, aber meine Sorge um Suchmaschinenoptimierung und Aufrufzahlen würde bei so einer Popularität meine Freude hemmen. Ich finde es schön auf meinem Blog in meinem eigenen Tempo, mit der gewünschten Tiefe und in meinem Ton meinen Gedanken Ausdruck zu verleihen. Hier gibt es keine Likes, Shares oder Kommentare - nur Ideen die Platz haben dürfen.
Was mich wirklich motiviert
Es fällt mir manchmal schwer, mich verletzlich zu zeigen und zu meinen, zugegeben sehr nerdigen, Interessen zu stehen. Vielleicht würden diese Zeilen mehr Freund*innen und Bekannte lesen, würde ich mehr von meinem Blog erzählen oder beispielsweise den Link in mein WhatsApp Profil schreiben. Eventuell mache ich das eines Tages doch bis dahin bleibt es eine Übung und mein kleiner persönlicher Ort im Netz um meine Gedanken und Ideen zu speichern. Ich kann jede*n nur ermutigen, selbst zu schreiben und nicht auf die Reichweite oder Prestige zu schielen.
Vielleicht liest niemand diesen Text - und vielleicht ist das okay.
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Natürlich kann KI ein wertvolles Werkzeug sein, wie zum Beispiel zum Sortieren der eigenen Gedanken beim Schreiben. ↩